Achtsamkeit in der Schule


NDR Beitrag zu Achtsamkeit in der Schule

Was wir für die Kinder wollen, brauchen wir selbst.

 

Für uns Pädagog:innen scheint es oft leichter, uns auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen zu konzentrieren, statt auf unsere eigenen. Unser Anliegen ist es, dass es den Kindern gut geht, sie stabil und in Balance sind, sich sicher und geborgen fühlen, sie sich bei Schwierigkeiten und Herausforderungen jeglicher Art verstanden und untertützt fühlen, kurz, dass zu jeder Zeit gut für sie gesorgt ist und sie sich rundum wohl fühlen.

Dies ist ganz - ohne Frage -  eine schöne Absicht und ein ehrenwertes Ziel.

 

So wie bei der Einweisung in einem Flugzeug erklärt wird, dass im Falle eines Sauerstoffabfalls zunächst jeder Passagier sich selbst mit einer Sauerstoffmaske versorgen soll und erst dann Kindern und anderen Bedürftigen geholfen werden soll, so verhält es sich auch im Kontext Schule: nur wenn wir Pädagog:innen wissen, wie wir für uns selbst sorgen – uns nähren und ein Gleichgewicht finden – können wir diese Fähigkeit effektiv modellhaft vorleben und unseren Schüler:innen helfen, sie ebenfalls zu entwickeln. Unsere Präsenz, unser Wohlbefinden und unsere authentische Verbindung zu uns selbst haben eine unmittelbare Wirkung auf unser Unterrichten und die Kinder. Mit ihren feinen Antennen nehmen sie nicht nur wahr, was wir unterrichten, sondern sind ebenso sensibel für jene körperlichen, sensorischen und emotionalen Signale, die wir senden.

 

Wollen wir nun Kinder in Achtsamkeit unterrichten, so sollten wir dies nicht überstürzt machen, sondern uns wirklich die Zeit lassen und langsam vorgehen, um zunächst eine eigene Achtsamkeits- Praxis zu entwickeln und zu etablieren. Diese ergibt sich nicht durch das Lesen einer Reihe von Texten oder durch theoretischen Input durch eine:n Lehrer:in. Achtsam zu sein ergibt sich aus einer eigenen formellen wie informellen Achtsamkeitspraxis und diese wiederum stellt die Grundlage für alle weiteren Aspekte von Achtsamkeit in der Bildung dar.

 

Wenn wir als Pädagog:innen eine achtsame Haltung entwickeln, wird dies unweigerlich wahrnehmbar und nach aussen strahlen. Ins Kollegium, ins Klassenzimmer, ins gesamte Umfeld. So folgt auf den ersten Schritt - achtsam sein - der zweite: das achtsame Unterrichten. Und schließlich, sobald wir über ein gewisses Fundament verfügen, können wir damit beginnen, uns selbst darin zu schulen, Achtsamkeit zu unterrichten, es also an Kinder und Jugendliche weiterzugeben und auf diese Weise ein achtsames Klassenzimmer zu kultivieren.. 

3 Schritte auf dem Weg zur achtsamen Schule/ zur achtsamen Klasse:                 Achtsam sein - achtsam unterrichten - Achtsamkeit unterrichten

Schritt 1: Achtsam sein

Variante 1: MBSR- Kurs

MBSR (Mindfulness based stress reduction = Achtsamkeitsbasierte Stressbewältigung) ist ein 8-wöchiges Programm, das 1979 von Jon Kabat-Zinn in der Stress Reduction Clinic der Universität von Massachusetts entwickelt wurde. Es diente ursprünglich dazu, chronisch erkrankte Menschen dabei zu unterstützen, einen Umgang mit ihren Schmerzen zu erlernen. Heute ist das Programm wissenschaftlich erforscht und wird weltweit im Gesundheitsbereich, in pädagogischen und sozialen Einrichtungen sowie in Unternehmen erfolgreich angewendet.

 

MBSR ist geeignet für alle, die …

  • … mehr Bewusstheit, Klarheit und Lebendigkeit in ihr Leben bringen möchten,
  • … auf der Suche nach Möglichkeiten im Umgang mit Stress und den Herausforderungen des alltäglichen Lebens sind,
  • … körperlich erkrankt sind, unter psychischen oder psychosomatischen Beschwerden leiden und einen Umgang hiermit erlernen möchten,
  • … wach durchs Leben gehen, mit sich selbst in Verbindung sein, zu innerer Ausgeglichenheit finden und diese aufrechterhalten wollen,
  • … einen aktiven Beitrag zum Erhalt und zum Schutz ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit leisten möchten,
  • … einen Gegenpol zur Hektik des Alltags, dem (eigenen und äußeren) Leistungs- und Erwartungsdruck suchen.

Das MBSR-Programm verbindet meditative Übungen in Ruhe und in Bewegung mit Erkenntnissen der westlichen Medizin, Psychologie, Stress- und Hirnforschung. An insgesamt 8 Abenden und dem „Tag der Achtsamkeit“, der an einem Samstag oder Sonntag in Stille stattfinden wird, erwarten dich…

  • … angeleitete Meditationen in Ruhe & Bewegung,
  • ... Übungen zur Wahrnehmung von Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen,
  • … Phasen des Inputs zu verschiedenen Schwerpunktthemen (u.a. Wahrnehmung, Stressphysiologie, Stressreaktionen, Umgang mit schwierigen Gefühlen, Kommunikation, Selbstfürsorge),
  • … Phasen des Austauschs zu zweit, in kleinen Gruppen und in der Gesamtgruppe.

Darüber hinaus gibt es Übungsaufgaben für die Zeit zwischen den Treffen. Tägliches Üben ist essentiell und fester Bestandteil des Kurses.

Variante 2: Einstiegskurs Achtsamkeit

Nicht so intensiv und fundiert wie ein MBSR- Kurs wäre ein Einstiegskurs, der ein erstes Schnuppern ermöglicht und dadurch eine erste Idee dessen, was sich hinter der Achtsamkeit verbirgt, entstehen lässt.

Für wen?

 

Für Pädagog:innen, die...

  • das Feld der Achtsamkeit kennenlernen möchten,
  • ihre eigene berufliche Praxis langfristig achtsam gestalten möchten.

Wie lang?

nach Absprache

z.B. 6 Termine á 2,5- 3 Stunden

 

 Wo?

In Präsenz oder online

Dieser Einstiegskurs beinhaltet

  • eine auf Theorie und Praxis basierende Einführung in die Achtsamkeit,
  • verschiedene thematische Schwerpunkte (z.B. Wahrnehmung, unbewusste und bewusste Stressreaktionen, Umgang mit unangenehmen Gedanken & Gefühlen, Ressourcen, Selbstfürsorge, Kommunikation,...)
  • angeleitete Übungen (u.a. Bodyscan, Bewegung, Sitzmeditation),
  • Phasen des Erfahrungs- Austauschs,
  • Ideen zur Integration von Achtsamkeitsbasierten Elementen in den schulischen Alltag.

Für die Zeit zwischen den Terminen gibt es Übungen, die bei der Atablierung einer eigenen Achtsamkeits- Praxis untertstützen sollen. 

Schritt 2: Achtsam unterrichten

Schritt 3: Achtsamkeit unterrichten